Es ist Frühling
und auf dem Balkon weht die Wäsche auf der Leine, der Waschmittelgeruch fließt unter den Türen durch. Zwischen den Häusern stehen zwei kleine Gestalten mit Fuchtelhänden und Lautstimmen; zerzaustes Haar um ihren Köpfen, das sie in eine Buntstiftzeichnung verwandelt. Fetzworte preschen durch die Gassen, ein Katzenkreischen gesellt sich dazu und ich stehe neugierig am Fenster wie eine alte Frau, die keinen Anschluss an ihr Leben findet und sich deswegen die der anderen leiht. Leihleben, Fremdleben – hübsch aneinander gereiht wie die Wäsche im Wind, nur dass sie nicht nach Zuhause riechen.
[…] wenn Küsse weh tun sollen, Lippen springen und Wimpern flattern, weil wir blinzeln und blinzeln – gegen die Sonne und Bruchlicht in Spiegelscheiben. Das Leben ist laut in unseren Körpern. So laut, dass wir Riesen werden müssen, damit die großen Worte nicht zu leise bleiben, obwohl selbst das manchmal nicht reicht.
[…] und wieder ging ein Jahr an mir vorbei; ganz unbemerkt, kein dramatischer Unterton, nur leiser Wehmut und geflüsterte Vorfreude.
Flimmergefühle.