Ich lese eine Buch, das ich schon einmal las.
Damals war ich zwölf und mit über 800 Seiten war es das dickste Buch meines damaligen Lebens.
Mein Dad hatte sein Büro im Keller unseres Hauses. Wenn mir langweilig wurde, schlich ich die Treppen runter und sprang mit einem „Buh!“ um die Ecke. Er zuckte gebührend zusammen, griff sich ans Herz und würdigte mein Schrecktalent.
Sein Büro war ein großer Raum mit einem kleinen Fenster. Im Sommer konnte man die nackten Füße meiner Mutter daran vorbei huschen sehen, wenn sie eine Etage über uns durch den Garten lief und hegte und pflegte, was einige Jahre später einen Preis für seine Schönheit bekommen sollte.
Hier unten waren wir alleine. Niemand kam auf die Idee, in den Keller zu gehen, solange es nicht um eine fertige Maschine Wäsche oder ein Eis aus dem Tiefkühler ging.
Mein Dad und ich hatten unseren eigenen kleinen Kosmos; wir sprachen über Politik und Geschichte, über die Welt und das Morgen.
Aber an diesem speziellen Tag sprachen wir über die Indianer aus meinem Buch. Ich saß versunken in seinem Sessel und wann immer ich eine Stelle nicht verstand, fragte ich ihn. In der Theorie gerbten wir Felle, folgten Spuren im Unterholz und bauten Flöße, bis meine Mutter uns zum Essen rief.
Ich lese ein Buch, das ich schon einmal las, aber in meiner Erinnerung lesen wir es gemeinsam.