Ich vermisse meinen Papa.
Ich vermisse ihn wegen all der Dinge, die er verpasst und weil ich ihm nicht davon erzählen kann. Ich kann ihm nicht erzählen, dass ich einen Job habe, in dem ich zufrieden bin. Ich kann ihm nicht erzählen, dass ich dabei bin, meine Ängste zu besiegen, dass ich es geschafft habe, alleine in ein fremdes Land zu fliegen und mich dort wohlgefühlt habe.
Es ist nicht dasselbe, wenn ich all diese Dinge anderen erzähle.
Er hatte diese Angewohnheit, mir selbst dann noch zu zeigen, dass er stolz auf mich ist, wenn ich Scheiße gebaut hatte. Diese Eigenart, die mir ohne jeden Zweifel klar gemacht hat, dass ich seine Tochter bin und er zufrieden mit mir ist – auch dann noch, wenn nicht alles glatt läuft. Dann war er sauer über die Situation, hat sie sich weg gewünscht, hat aber nie mich weg gewünscht.
Manchmal erzähle ich ihm in Gedanken, was so passiert. Und dann frage ich mich, ob das dort ankommt, wo auch immer er jetzt ist und ob er überhaupt irgendwo ist, ob tot nicht vielleicht einfach nur tot ist.
Aber in Gedanken erzählen ist nicht dasselbe.
In Gedanken leben reicht ja auch nicht.
(o)
Schluck. Als jetzt-Vater einer Tochter nimmt mich das noch ein bisken mehr mit, als Du das sonst eh schon drauf hast. Da krieg ich glatt nen Kloss im Hals.
[…]
Schnell was anderes: Du hast nen Job, der Dir Spaß macht? Famos! Was machste?
Du darfst einfach niemals sterben, dann wird deine Tochter dich auch nie so vermissen wie ich meinen Dad. Wobei es nach einer Weile leichter wird, damit zu leben. Das Vermissen hört nur nie auf.
Ich arbeite als Wissenschaftslektorin und darf den ganzen Tag lesen und korrigieren : ) Wenn ich jetzt noch eine Möglichkeit fände, nach London auszuwandern, wäre mein Leben perfekt.
Zu antworten, dass mir der Artikel sehr gut gefallen hat wäre irgendwie unangebracht. Auch wenn es wahr ist. Ich selbst bin ohne Vater aufgewachsen und habe selbst nach fast 36 Jahren hin und wieder den Gedanken ihn zu suchen. Ihn zu fragen warum er nicht bei uns geblieben ist, warum er selbst nach vielen Jahren einfach nicht einmal versucht hat Kontakt mit mir aufzunehmen. Als ich 16 war, hat mir seine Mutter erzählt, dass er im Ausland lebt und eine neue Familie hat. Sogar Vater wurde er noch einmal. Ich glaube das ich erst selbst Vater werden müsste um einen Grund zu finden meinen Vater aktiv aufzusuchen um ihm die freudige Botschaft zu mitzuteilen.
Als fast doppelt so alte Frau: es wird nicht leichter, aber es wird anders. Ich bin weder esoterisch angehaucht, noch habe ich die Realität aus den Augen verloren, trotzdem hilft es mir, manchmal ganz einfach in den Himmel zu schauen. Und siehe da…die Eingebung kommt dann recht oft. Und irgendwie ist da immer etwas da, man muss es nur zulassen und erkennen wollen. Die Trauer verwandelt sich manchmal in eine Dankbarkeit, so einen wunderbaren Menschen um sich gehabt zu haben und manchmal verwandelt sie sich in einen tiefen Schmerz. Und London ist geil 🙂